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Geschichte

„Erinnern ist Arbeiten an der Zukunft“ (Aleida Assmann)

Ihr gesamtes Leben als Forscherin widmete die Anglistin, Ägyptologin sowie Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann der Thematik des Erinnerns und Vergessens. Dieser Gegenstand ist auch zentral für das Fach Geschichte, immerhin sind Rekonstruktion und Erinnerung an die Vergangenheit das, was dieses Fach ausmachen.

Doch wie erfolgreich sind wir überhaupt mit dieser Rekonstruktion? Der Schriftsteller, Historiker und Holocaustüberlebende Ivan Ivanji hat die Unmöglichkeit unterstrichen, ein Ereignis wie etwa den Holocaust je in seiner Gesamtheit oder seinem Wesen begreifen oder darstellen zu können:

„Machen wir uns nichts vor, die ganze Wahrheit ist für uns so unerreichbar als gäbe es sie gar nicht (…). Der Sinn der Aufgabe der Erinnerung, (…) liegt mehr im Suchen als in der Möglichkeit der endgültigen Findung der Wahrheit“. (zit. nach Assmann A., Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 237-238)

Dass die Vergangenheit nicht immer so greifbar ist, wie man dies gerne hätte, beschreibt auch schon der Protagonist in Hugo von Hofmannsthals Der Schwierige von 1921, ein Werk, in dem Traumata aus dem Ersten Weltkrieg verarbeitet werden: „Man kann das Vergangene nicht herzitieren, wie die Polizei einen vor das Kommissariat zitiert.“

Die Erforschung der Geschichte ist somit eine Suche, vergleichbar mit dem Zusammensetzen eines alten Mosaiks, dessen Motiv man im Gesamten erkennen möchte, bei dem jedoch immer Teile fehlen.

Nichtsdestotrotz ist es wesentlich für eine kulturelle Gemeinschaft, die eigene Vergangenheit zu kennen, immerhin formt die Bewusstmachung der gemeinsamen gesellschaftlichen Werte und der politischen Entwicklung, aber auch der kulturellen Traditionen und Bräuche eine kollektive Identität. Wer sind wir und wofür stehen wir? Aus welchen Ereignissen lernen wir und wovon grenzen wir uns ab? Wie wollen wir daraus abgeleitet unsere jetzige Welt und nicht zuletzt unsere Zukunft politisch, sozial und kulturell gestalten? Für welche Werte stehen wir ein?

Erinnern ist spannend, macht staunend, und verblüfft; wir erforschen andere Welten, aber gleichzeitig auch unsere eigene, und „Erinnern ist Arbeiten an der Zukunft“.

1. Fachprofil

Eine eigene Geschichte zu haben und sich ihrer zu erinnern, ist Wesensmerkmal jedes Individuums wie auch jeder Gesellschaft. Der Geschichtsunterricht hat deshalb das Ziel, ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein zu fördern und die Schülerinnen und Schüler zu historischem Denken anzuhalten. Zudem erwerben die Schülerinnen und Schüler bei der Begegnung mit Geschichte Kompetenzen, die sie bei der Herausbildung einer eigenen Identität unterstützen, die ihnen helfen, sich in ihrer Lebenswelt zu orientieren und die sie dazu anregen, Gegenwart und Zukunft vor dem Hintergrund eines historischen Bewusstseins erfolgreich mitzugestalten. Dazu setzen sie sich in altersangemessener und systematischer Weise mit zentralen Fragestellungen und Themen aus verschiedenen Epochen auseinander. Auf der Basis von historischem Wissen erwerben sie dabei Fähigkeiten und Fertigkeiten, die es ihnen ermöglichen, auch mit neuen historischen und gegenwärtigen Problemstellungen reflektiert umzugehen, um beispielsweise Denk- und Handlungsalternativen zu entwickeln.
            Der Geschichtsunterricht fördert die Bereitschaft zur toleranten Auseinandersetzung mit anderen Kulturen, Sicht- und Lebensweisen und begünstigt die Entwicklung eigener Werthaltungen und Standpunkte. Das Wissen um die Entstehung sowie um Chancen, Gefährdungen und Grenzen demokratischer Strukturen führt zur Wertschätzung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland und verdeutlicht die Notwendigkeit gesellschaftlichen und politischen Engagements jedes Einzelnen. Bei der Auseinandersetzung mit Geschichte soll das Streben nach Völkerverständigung sowie die Herausbildung eines europäischen Bewusstseins bei gleichzeitiger Anerkennung des Eigenwerts von Regionen und Nationen ausgebildet und gestärkt werden. Unterstützt wird dies durch die enge fächerübergreifende Zusammenarbeit mit dem Fach Sozialkunde.
            Die Beschäftigung mit der Landes- und Regionalgeschichte ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, die historisch gewachsenen Strukturen bis in ihre Lebenswelt hinein zu verfolgen und fördert so ihre Bereitschaft, das historische und kulturelle Erbe ihres Heimat- und Lebensraums wertzuschätzen und zu pflegen.
            Eine besondere Bedeutung kommt den außerschulischen Lernorten (Exkursionen) zu. Diese bieten die Möglichkeit, über entdeckendes Lernen die außerschulische und lebensweltliche Relevanz von Geschichte unmittelbar zu erfahren.

(Quelle: https://www.lehrplanplus.bayern.de/fachprofil/gymnasium/geschichte)

Weitere Ausführungen zum Fachprofil:

Weitere Ausführungen zum Lehrplan:

2. Informationen zu den Lehrwerken

Das Fach Geschichte wird ab der 6. Jahrgangsstufe unterrichtet.

Klasse Titel Verlag
6 Forum Geschichte Cornelsen
7 Forum Geschichte Cornelsen
8 Forum Geschichte Cornelsen
9 Forum Geschichte Cornelsen
10 Forum Geschichte Cornelsen
11 Forum Geschichte Cornelsen
12 Buchners Kolleg Geschichte 12 C.C. Buchner

 

3. Grundlegende Daten und Begriffe (GDB)

Aufgrund der Progression und des erhöhten Anforderungsniveaus in der Oberstufe sind hier die

GDB weiter ausdifferenziert. Die Liste der GDB sind deshalb in einer Unterstufen-/Mittelstufen- und in einer Oberstufenversion verfasst:

https://www.historisches-forum.bayern.de/fileadmin/user_upload/historisches_forum/GDB_Geschichte_LPP_Jgs_6_bis_10_31.03.2023.pdf

https://www.historisches-forum.bayern.de/fileadmin/user_upload/historisches_forum/GDB_Geschichte_LPP_Oberstufe_31.03.2023.pdf

4. LehrplanPLUS: Kompetenzorientierung und Lernaufgaben

Der LehrplanPLUS des neunjährigen Gymnasiums ist in hohem Maße von Kompetenzorientierung geprägt. Kompetenzorientierung rückt den Lernenden in den Mittelpunkt des Unterrichts.

Eine kompetente Person ist bereit und fähig, neue Aufgaben- oder Problemstellungen zu lösen, wobei sie dazu auf Wissen und Fähigkeiten zurückgreifen kann,  und diese im Hinblick auf vermittelte gesellschaftliche Werte reflektieren und verantwortlich einzusetzen vermag.

Ein kompetenzorientierter Geschichtsunterricht zeichnet sich demnach aus durch:

– Anwendbarkeit und Übertragbarkeit von historischem Wissen und Können sowie Problemlösung in verschiedenen Kontexten

– den Lebensweltbezug bei der Anwendung von historischen Kenntnissen und Fertigkeiten

– Nachhaltigkeit von historischem Wissen und Können auch im Hinblick auf lebenslanges Lernen

Die für den Geschichtsunterricht zentralen Kompetenzen stellt folgendes Modell dar:

Zur Vermittlung von Kompetenzorientierung kommen bereits etablierte didaktische Bausteine des Geschichtsunterrichts, wie Quellenarbeit, Multikausalität und -perspektivität, aktuelle Bezüge, kontroverse Diskussionen sowie Schüleraktivierung und Handlungsorientierung zum Tragen.

Eine zentrale Rolle kommt in diesem Zusammenhang den sog. „Lernaufgaben“ zu, da es sich hierbei um Problemstellungen handelt, die von den Schüler*innen eigenständig gelöst werden müssen, und somit eine Gelegenheit zum Erwerb und Anwenden von Kompetenzen bieten. Sie sind immer materialgestützt, bieten Möglichkeiten zur Differenzierung und sind situativ eingebettet. Dieser Anwendungs- und Lebensweltbezug verdeutlicht besonders die Relevanz der Problemstellung und wirkt motivierend.

In den Leistungsnachweisen finden sich davon ausgehend unterschiedliche Anforderungsbereiche, welche durch Operatoren gekennzeichnet sind und sich an den „Einheitlichen Prüfungsanforderungen“ (EPA) der Kultusministerkonferenz orientieren:

  • Anforderungsbereich 1: Reproduktion
  • Anforderungsbereich 2: Reorganisation und Transfer
  • Anforderungsbereich 3: Reflexion und Problemlösung
5. Exkursionen

Bereits im KMS von 2018 wird auf die Bedeutung außerschulischer Lernorte für das Fach Geschichte hingewiesen, und der LehrplanPLUS fordert explizit, dass es lokale Angebote zu nutzen gilt und eine Verankerung von Regional- und Lokalgeschichte stattfinden soll. Immerhin sind Selbsttätigkeit, Emotionalität und unmittelbare Erfahrung nicht von der Hand zu weisende Vorteile von Exkursionen an entsprechende Bildungseinrichtungen.

Um auch am Gymnasium Zwiesel das Fach Geschichte lebendig und lebensnah zu gestalten sowie lokale Bezüge zu schaffen, ist ein Exkursionencurriculum ins Leben gerufen worden.

Es war dabei das Ziel, in jeder Jahrgangsstufe eine auf den Lehrplan abgestimmte Fahrt zu planen, mit welcher den Schüler*innen die Geschichtsträchtigkeit wohlbekannter Orte vor Augen geführt werden soll. Gerade die moderne Museumspädagogik mit vielen interaktiven Elementen und Schüleraktivierung zeigt den Kindern deutlich, dass Museen doch keine verstaubten Orte, sondern Fundgruben an Wissen sind, interessante und spannende Welten, für die man sich öffnen und begeistern lassen kann.

Jahrgangsstufe Exkursion/Projekt Lehrplananbindung
6

Museum Quintana in Künzing (Steinzeit/Römer/Bajuwaren)

 

6.1 Der Mensch und seine Geschichte (Quellen, Altsteinzeit, Jungsteinzeit);

6.5 Das Imperium Romanum

6.6 Von der Antike zum Mittelalter

7 Stadtführung Passau und Veste Oberhaus (Museumsführung)

7.1 König und Reich: Herrschaft im Mittelalter

7.2 Leben und Kultur im Mittelalter

7.4 Wirtschaft und Handel

7.6 Absolutismus und Barock

7.7 Bauwerke als Ausdruck politischen Denkens

8 Niederbayerisches Landwirtschaftsmuseum Regen (Dauerausstellung zur niederbayerischen Agrar- und Sozialgeschichte vom 18. – 20. Jh., Offene Museumswerkstatt) 8.4 Industrialisierung und Soziale Frage
9 KZ-Gedenkstätte Mauthausen 9.2 Exkursion zu einer Gedenkstätte für die Opfer des NS
10 Berlinfahrt 10.1 Das geteilte Deutschland und die Wiedervereinigung
Neue Oberstufe: 11

Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg (wechselnde thematische Sonderausstellungen sowie Dauerausstellung)

Einladung eines DDR – Zeitzeugen an die Schule

11.2 Migration in Bayern: Immigration und Integration nach 1945

11.1 Geschichte erinnern (Erinnern an die DDR: Narrationen von Zeitzeugen)

Neue Oberstufe: 12 Besuch der Naturparkwelten Bayerisch Eisenstein, Thema: Kalter Krieg 12.2 BRD und DDR (Ost-West-Konflikt und Kalter Krieg)
Neue Oberstufe: 13

Amerikahaus/München:

Besuch eines Vortrags im Bereich Amerikanistik sowie einer aktuellen Ausstellung des Hauses

13.1 USA, Russland, China im 20./21. Jh.

 

6. Wettbewerbe und Projekte

Wettbewerbe bieten eine hervorragende Gelegenheit für historische Projekte und geben den Schüler*innen Raum für kreative Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen. Im Zentrum stehen – wie vom LehrplanPLUS gefordert – Handlungsorientierung, Problemlösung und Schüleraktivierung. Nicht zuletzt die aktuellen Bezüge sowie die regionale oder lokale Verankerung der Themen und die Arbeit mit Originalquellen, oft sogar mit Zeitzeugen, motivieren und fördern ein nachhaltiges Interesse am Fach.

Schon mehrfach haben Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Zwiesel an Geschichtswettbewerben teilgenommen, so etwa der Q12-Geschichtskurs von OStRin Kern im Schuljahr 2021/22 (bundesweiter Wettbewerb „Umbruchszeiten – Deutschland in Wandel seit der Einheit“ der Bundesstiftung Aufarbeitung): Link zum Jahresberichtsartikel

Auch Nele Zisler aus OStRin Silvia Kerns ILV-10-Kurs arbeitete im Rahmen des Wettbewerbs des Bundespräsidenten „Mehr als ein Dach über dem Kopf – Wohnen hat Geschichte“ im Schuljahr 2022/23 ihre Familiengeschichte auf:

https://gymnasium-zwiesel.de/2023/06/13/nele-zisler-nimmt-am-geschichtswettbewerb-teil/

7. Links