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Tertulia Virtual

Beim perfekten Dinner des Spanisch-Stammtischs wird gebrutzelt, getratscht und genossen

 

Am Gymnasium Zwiesel ging die Fachschaft Spanisch ungewöhnliche Wege, um die Schüler im Distanzunterricht zu unterstützen.  

Der Alltag eines Schülers sah während des Lockdowns im Schuljahr 2020/21 sehr eintönig aus. Früh morgens den Online-Stundenplan checken, die Übersicht über Videokonferenzen und Arbeitsaufträge im Blick behalten, digitaler Startschuss um 7.35 Uhr – („hmmm, mal überlegen, wenn ich die Kamera auslasse, geht noch ein Kaffee…“), Abarbeiten der Aufträge, Erstellen von Podcasts, Portfolios und anderen Projekten als Leistungsnachweise… Vieles gilt es einfach abzuarbeiten, alleine zu Hause am Schreibtisch, ohne den Mitschüler nebenan, ohne die besten Freunde zum Ratschen in der Pause.  

Für einzelne Unterrichtsfächer stellen sich hierbei unterschiedliche Herausforderungen. Im Fremdsprachenunterricht ist es definitiv das Sprechen, das als zentrale Kompetenz in Videokonferenzen nicht so natürlich wie im Präsenzunterricht gefördert werden kann. Die Schüler können zwar in Kleingruppen in sogenannten Break-Out-Rooms über Themen diskutieren und Arbeitsaufträge in Gruppen erledigen, es fehlt jedoch der direkte soziale Kontakt. Zudem zentriert sich der Distanzunterricht stark auf die rein inhaltliche Vermittlung, um den Schülern das Wichtigste unbedingt mitzugeben, bevor wieder unvorhergesehene Veränderungen der Unterrichtssituation eintreten. Was zu kurz kommt, ist jedoch das, was einem von der Schulzeit oft am stärksten im Gedächtnis bleibt: die gemeinsamen Zeiten, Feste, Fahrten und Veranstaltungen.  

Besonders die Fachschaft Spanisch traf dies hart. Der 2020 erstmals abgehaltene Austausch mit Pizarra bei Málaga in Spanien konnte nur zur Hälfte durchgeführt werden. Die spanischen Schüler konnten gerade noch schöne Tage in Zwiesel verbringen, währen der Gegenbesuch pandemiebedingt abgesagt werden musste. Auch die alljährliche Fiesta, bei der alle Spanischklassen ihr Können unter Beweis stellen und bei spanischem Essen und Musik gemeinsam feiern, fällt schon zum zweiten Mal wegen COVID-19 aus. Alle Planungen lagen auf Eis – besonders die Schüler, die auf erlebnisreiche Tage in Spanien gehofft hatten, waren tief enttäuscht. Gemessen an Krankheits- und Todesfällen sind dies natürlich nur kleine Sorgen, jedoch lasten sie dennoch auf den Jugendlichen. 

Um den Schülern zu zeigen, dass es auch zu Lockdownzeiten noch mehr gibt als Lernplattformen, Online-Übungen und Powerpoint-Präsentationen, rief die Fachschaft Spanisch um Fachschaftsleitung Magdalena Loibl die Tertulia Virtual ins Leben. Jahrgangsübergreifend konnten sich hierbei interessierte Spanischschüler alle 14 Tage abends zu einem virtuellen Stammtisch treffen, der der spanischen Sprache und Kultur gewidmet ist. Während beim ersten Treffen noch über Hobbies und Vorlieben geredet wurde, folgte beim zweiten Treffen am Faschingsdienstag ein Highlight. Gemeinsam mit ihrer Spanischlehrkraft bereiteten die Schüler zwar jeder einzeln, aber dann doch gemeinsam zur gleichen Zeit eine spanische Paella zu. Frau Loibl hatte den Schülern zuvor über die Lernplattform eine spanische Einkaufsliste zukommen lassen. So war schon der Anfang der Video-Koch-Konferenz spannend – sind die richtigen Zutaten im Einkaufskorb gelandet? Nachdem dies sichergestellt wurde, ging es ans Schnippeln und Köcheln. Teilweise unterstützt durch Helfer aus der Familie ergaben sich lustige Szenen, die Schüler mussten die spanischen Anweisungen der Lehrkraft ihren Gehilfen übersetzen und dabei stets die köchelnde Masse im Blick behalten. Nach ein bisschen mehr als einer Stunde konnten sich dann alle zufrieden gemeinsam mit ihren Familien an den Tisch setzen und, zwar nicht gemeinsam mit den Mitschülern, aber zumindest zur gleichen Zeit, ein bisschen spanische Lebenskultur probieren. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass auch Corona einmal ein Ende hat und man bald gemeinsam wieder solche Schulerinnerungen erleben kann. 

Dass diese Veranstaltung besonders wertvoll war, zeigte sich im weiteren Verlauf. Es füllten sich die Bildschirme mit mehreren Teilnehmern und die Schüler brachten selbst Vorschläge, welche Gerichte aus der spanischsprachigen Welt sie gerne kennen lernen möchten. Neben argentinischen Empanadas und spanischen Churros gab es auch sogar mit einer Shashuka einen Einblick in die israelische Küche. Das Interesse ging so weit, dass sich die Schüler selbst um Rezepte kümmerten und die Instruktion übernahmen. Sogar zweigübergreifend wurde am Ende gekocht, es fanden sich unter den Mitstreitern auch Schülerinnen des naturwissenschaftlichen Zweiges und als Gastköchin konnte die Bio-Chemielehrkraft Jana Aschenbrenner gewonnen werden.