„Die Partei, die Partei, die hat immer Recht!“

So lassen sich die Erfahrungen des Zeitzeugen Bernd Dämmrich, der für die 11. Klassen des Gymnasiums Zwiesel aus seinem Leben in der DDR-Diktatur erzählte, mit der SED zusammenfassen. Mit vielen Episoden aus Kindheit, Jugend und der Zeit als junger Familienvater gelang es Herrn Dämmrich, den Schülerinnen und Schülern einen lebendigen Eindruck davon zu vermitteln, welchen Druck die Partei auf die Lebensgestaltung der DDR-Staatsbürger ausübte.

Diskriminierung im Alltag

Dass absolute Linientreue oberste Priorität hatte, wurde Bernd Dämmrich nämlich an vielen Stationen seines Lebens schmerzlich bewusst. So konnte es Probleme bereiten, zu viele Verwandte im Westen zu haben, den falschen Radiosender zu hören, kein Parteimitglied der SED zu sein oder das eigene Kind nicht in den staatlichen Kindergarten zu schicken. Stets drohten unangenehme Konsequenzen wie die Verweigerung der Aufnahme an einer höheren Schule, der Ausreisegenehmigung oder der beruflichen Beförderung. So war es nur logisch, dass Bernd Dämmrich und seine Frau sich entschlossen, dem Staat der DDR den Rücken zu kehren.

Gefährliche Flucht

Der erste Versuch im Jahr 1977, sich in der BRD ein neues Leben aufzubauen, sollte jedoch scheitern. Bereits an der Grenze zu Polen flog die Flucht auf, das Ehepaar Dämmrich wurde in einem Warschauer Gefängnis inhaftiert und anschließend in das Staatsgefängnis Hohenschönhausen verlegt. Die beiden Kinder wurden in geschlossenen Kinderheimen verwahrt. Erst nach zwei weiteren schwierigen Jahren in der DDR gelang den Dämmrichs schließlich die Ausreise, wobei sie fünf bange Monate auf die Nachreise der Kinder warten mussten. Seit 1979 ist die Familie Dämmrich in Passau wohnhaft.

Privileg der Freiheit

Die Wende und den Fall der Mauer 1989 hat Herr Dämmrich als großen Glücksmoment wahrgenommen. Seit Jahren reist er als Zeitzeuge umher und hält Vorträge an Universitäten, Gedenkstätten und Schulen. Ihm ist es äußerst wichtig, Jugendliche dafür zu sensibilisieren, was für ein Privileg es ist, in einem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat leben zu können. Denn dass es nach der Erfahrung mit zwei Diktaturen in Deutschland je wieder anti-demokratische Töne geben könnte, hätte auch Herr Dämmrich für kaum möglich gehalten.

(Silvia Kern)