Das P-Seminar Physik sucht bei Showabend die Physikprofis unter den Lehrern

In Umfragen wird Physik immer wieder als langweilig beschrieben. Davon, dass dieses Vorurteil nicht zutrifft, konnten sich die Besucher des Showphysik-Abends des Physik P-Seminars am Gymnasium Zwiesel überzeugen. Spannende, verblüffende und spektakuläre Experimente wurden versprochen und man hielt Wort.

Zauberei im Spiel?

Gut dreihundert Besucher konnten die Schüler, die sich selbst als die „Physik-Anten“ bezeichnen, am Montagabend in der Schulaula begrüßen. Einen ersten Eindruck des bevorstehenden Programms konnte man bereits bei der Begrüßung gewinnen. Sabrina Pfeffer, P-Seminaristin aus der Q 12, kümmerte sich zunächst um eine freie Bühne und ließ große Styroporstangen wie von Zauberhand in einer kleinen Tüte verschwinden.

Zauberei war dabei nicht im Spiel, so klärte sie anschließend auf, sondern ein Becher Aceton, in dem das Styropor schnell aufgelöst wurde. Nach diesem pfiffigen Einstieg hießen die weiteren P-Seminar-Teilnehmerinnen Eva Probst und Sophie Loibl ihre Gäste willkommen. Die beiden führten den gesamten Abend launig durch das Programm, während Sabrina Pfeffer, Elias Hellberg, Bastian Gabler und Tobias Sager sich um die Durchführung und Erklärung der Experimente kümmerten.

Lehrerteams in fremden Welten

Die Moderatorinnen erklärten, dass die Besucher neben vielen Experimenten vor allem ein Wettstreit zwischen drei Lehrerteams um den Titel „Physikprofis“ erwarten wird. Mit großem Applaus wurden das Team Schulleitung, mit Schulleiter Martin Huber und Stellvertreterin Martina Kuchler, das Team Deutsch, mit den Lehrern Sascha Madl und Kai Winter, sowie das Team Oberstufe, bestehend aus den beiden Oberstufenkoordinatorinnen Jana Aschenbrenner und Petra Raith, auf der Bühne begrüßt. Sie mussten sich einer Vielzahl von Quizfragen und Aktionen stellen und so ihr Wissen und Geschick unter Beweis stellen.

Zunächst machte man sich auf in die Welt der Flammen. Mit der Schätzfrage „Wie lange hält ein mit Wasser gefüllter Luftballon einer Kerzenflamme stand?“ begann der Fragereigen. Elias Hellberg und Tobias Sager zeigten, dass auch nach langer Zeit der Ballon unbeeindruckt von der Flamme bleibt. Sie erklärten, dass man den Ballon praktisch unendlich lange in die Flamme halten könne, da das Wasser die Wärme der Flamme aufnimmt und so die Ballonhaut kühl hält.

Von Flammenfarben zum Feuertornado

Bastian Gabler führte vor, wie man mit verschiedenen Salzlösungen die Flamme eines Gasbrenners bunt färben kann. Die Lehrer mussten dabei voraussagen, welche Färbung sich jeweils wohl einstellen würde. Lehrerin Petra Raith war dabei auf sich alleine gestellt. Die Moderatorinnen untersagten Jana Aschenbrenner, selbst Chemielehrkraft, aus Fairnessgründen das Mitraten und wiesen vorausschauend darauf hin, dass Vorsagen wie in der Schule die Note 6 zur Folge hätte. Auch hier wurde das Publikum über den quantenmechanischen Hintergrund des Phänomens aufgeklärt.

Es folgte der erste Höhepunkt des Abends: Der Feuertornado. In einem etwa zwei Meter hohen Drahtgitterzylinder wurde ein kleines Feuer entzündet. Der Zylinder wurde schwungvoll in Rotation versetzt. Durch den Pirouetteneffekt entwickelte sich dabei aus der kleinen Flamme eine beachtliche, übermannsgroße Feuersäule, die sich fauchend in den Himmel reckte. Die Lehrer mussten vorher schätzen, wie hoch die Flamme wohl steigen könne. Voller Vertrauen in ihre Schüler setzten alle Teams ihre Markierung am obersten Punkt des Gitters und konnten sich so über einen Punkt freuen.

Von der Welt der Töne ins Stromland

Mit dem nächsten Experiment wurde in einen weiteren Themenbereich übergeleitet – die Welt der Töne. In einem langen Glasrohr erhitzten die jungen Physiker mit einem Gasbrenner ein Metallgitter, worauf die Röhre einen lauten und anhaltenden Ton von sich gab. Das unerwartete Singen des Rohres rührt von Resonanzeffekten. Dabei wird die genau zur Rohrlänge passende Schwingung der Luft in der Röhre verstärkt. Auf demselben Prinzip beruhte der nächste Versuch, bei dem das gesamte Publikum mitwirken musste. Unter den Sitzplätzen der Besucher lagen kleine Plastikrohre in verschiedenen Längen bereit, die bei einem Schlag auf die Öffnung Töne von sich gaben. Nun galt es für die Kandidaten aus der Lehrerschaft die Lieder, die das Publikum als Röhrchenorchester darbot, zu erraten. Während „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ noch Schwierigkeiten bereitete, konnte Sozialkundelehrer Madl mit einer schnell erkannten Europahymne beeindrucken.

Den Abschluss vor der Pause bildete die Welt des Stroms. Mit einem Hochstromtransformator führten die Physik-Anten vor, wie man mit Elektrizität einen Nagel erst zum Glühen und dann zum Schmelzen bringen kann. Dabei, so wussten die Schüler, sei nicht die angelegte Spannung, sondern die hohe Stromstärke entscheidend. Nicht alle der Lehrer lagen hier richtig, so dass sich spätestens jetzt das Team Oberstufe an die Spitze absetzen konnte, gefolgt vom Team Deutsch. Die beiden Schulleiter hielten die rote Laterne, worauf die Moderatorinnen süffisant hinwiesen. Auch mit kleinen Strömen konnten die Show-Physiker Erstaunliches zeigen und leiteten das Tonsignal eines Mp3-Players durch eine lange Menschenkette, um es zum Schluss wieder hörbar zu machen.

Von der leuchtenden Essiggurke zum wachsenden Schokokuss

Nach der Pause hatte man angeblich mit technischen Problemen zu kämpfen. Die Bühnenbeleuchtung war ausgefallen. Die findigen Physiker hatten aber sofort eine Lösung parat und brachten eine Essiggurke zum Leuchten. Es folgte der Endspurt in der Welt von Luft und Druck. Eine große Tonne wurde von den Schülern zu einer Rauchring-Kanone umfunktioniert. Nun war nicht das Wissen, sondern das Geschick der Rateteams gefragt. Mit den Rauchringen sollten sie so viele Kerzen wie möglich löschen. Wieder zeigten hier die beiden Oberstufenkoordinatorinnen Frauenpower und setzten sich noch deutlicher an die Spitze ab.

Nach den sportlichen Höchstleistungen wurde ein Schokokuss mittels Vakuumpumpe zum Anschwellen gebracht, um als Stärkung für die sechs Pädagogen zu reichen. Nach Anheben der Vakuumglocke mussten die Schüler allerdings ihre hungrigen Lehrer enttäuschen. Der Süßigkeit ging leider wieder die Luft aus. Ungestärkt mussten sich nun die Kandidaten an den Magdeburger Halbkugeln versuchen. Im Inneren zweier Metallhalbkugeln wurde ein Vakuum erzeugt. Die Schalen sollten nun durch Muskelkraft wieder getrennt werden. Ein vergebliches Unterfangen, wie die Physik-Anten später erläuterten. Durch den Druckunterschied zwischen Innen- und Außenraum reicht der Luftdruck von außen aus, um die Kugeln quasi untrennbar zu machen.

Vom Vertrauen in die Kraft der Physik

Zum Abschluss boten die Schüler ihren Lehrern noch die Möglichkeit für einen letzten Punkt an. Hier war das Vertrauen zwischen den Teammitgliedern ausschlaggebend. In einem kleinen Plantschbecken stehend sollten sie sich gegenseitig große Wassergläser über den Kopf halten, die nur von einem Blatt Papier verschlossen waren. Wer auf den Luftdruck und seinen Spielpartner vertraute, bekam den letzten Sonderpunkt. Hier wagten sich nur das Team Deutsch und die beiden Oberstufenkoordinatorinnen nach vorne. Schulleiter Huber und Stellvertreterin Kuchler erklärten hingegen, sie hätten durch große mathematische Kompetenz festgestellt, dass sie auch mit einem Zusatzpunkt den letzten Platz belegen würden. Das Risiko für nasse Haare würde sich also nicht lohnen.

Diesen Ausblick auf den Endpunktestand griff das Moderationsduo auf und krönte Petra Raith und Jana Aschenbrenner zu den Physikprofis unter den Lehrern. Für die Unterlegenen gab es kleine Pokale.

Fulminanter Schlusskracher

Doch bevor die Schüler ihre Gäste in den Abend entließen, kündigten sie noch einen großen Kracher zum Abschluss an. Ein großes, mit heißem Wasserdampf gefülltes Ölfass wurde verschlossen und mit kaltem Wasser abgekühlt. Nach wenigen Sekunden wurde das Fass mit einem ordentlichen Knall vom Luftdruck zerquetscht. Nach diesem letzten verblüffenden Versuch bedankten sich die Schüler noch bei allen, die zum Gelingen des Abends beigetragen haben. Besonderen Dank richteten sie an ihre Lehrer, die sich als Kandidaten zur Verfügung gestellt haben, Hausmeister Christian Wenig, der u. a. beim Bau des Feuertornados unterstützte, und die Glasfachschule Zwiesel, die Material für einige Versuche zur Verfügung stellte. Zum Schluss holten die Show-Physiker noch ihren Lehrer Stephan Loibl auf die Bühne, unter dessen Leitung das Seminar in den vergangenen Monaten die Show erarbeitet hat. Auch an ihn richteten sie einen großen Dank.

Überzeugt, dass Physik tatsächlich nicht langweilig ist, sondern mit viel Spannendem aufwarten kann, traten die Besucher schließlich den Heimweg an.

(Stefan Loibl)