Deutsch-französischer Schüleraustausch am Gymnasium Zwiesel 

Am sehr frühen Morgen des 7. Mai stieg eine Gruppe von abenteuerlustigen Schülerinnen und Schülern der 8. Klassen des Gymnasiums mit ihren französischen Gastgeschwistern in den Bus, der sie nach gut 12-stündiger Fahrt nach Méru in die Picardie bringen sollte. Zuvor hatten die französischen Jugendlichen bereits eine Woche in den deutschen Familien verbracht und lernten den Schulalltag, die nähere Umgebung und deutsches Familienleben kennen. Neben einer Fahrt nach München mit dem Besuch der Allianzarena, die sich die Französinnen und Franzosen als Paris Saint-Germain Fans (!) gewünscht hatten, einer Tour auf den großen Arber, einem Besuch bei Bürgermeister Eppinger und einem Glas-Workshop im Glasmuseum Frauenau wird sicher der Besuch des Sommerfestes in Langdorf in Erinnerung bleiben – dort wo sich die bayerische Lebensart den Gästen in aller Pracht präsentierte.

Mit Dirndl und Lederhose

Nun also wagten die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Schüleraustausches, begleitet von den Lehrkräften Studiendirektorin Ulrike Kammerer und Oberstudienrat Markus Draxler, das Abenteuer, eine Woche ins Nachbarland zu fahren, in fremden Familien zu wohnen und ein französisches Sprachbad zu nehmen. Mit Dirndl und Lederhose im Gepäck und voller Erwartung trat man die Reise in das kleine Städtchen Méru an, das im Département Oise, zirka 60 Kilometer nördlich von Paris liegt. Der Empfang durch die französischen Eltern vor dem Collège Immaculée Conception war überaus herzlich.

Geschichte und Landeskunde

Der darauffolgende Tag, der 8. Mai, ist ein Feiertag in Frankreich und wird in Erinnerung an das Ende des 2. Weltkrieges mit Gedenkfeiern an den Kriegerdenkmälern des Landes würdig begangen. Die deutschen Schülerinnen und Schüler nahmen zur großen Freude des Bürgermeisters an der Feier teil, der dies in seiner Rede als großen Schritt zur Versöhnung, zur Vertiefung der deutsch-französischen Freundschaft und zum Aufbau eines vereinten Europas würdigte. Für die Jugendlichen war dies Landeskunde und Geschichtsstunde in einem.

Kultur und Unterricht

Das weitere Wochenprogramm sah einen gesamten Schultag vor, die Besichtigung der Kathedrale von Beauvais mit Stadtrallye, einen Besuch im Perlmuttmuseum, ein Badmintonturnier und eine Fahrt nach Paris. Am prägendsten war sicherlich der Tag an der Schule. In französischen Schulen herrscht das konsequente Fachraumprinzip, d.h. jeder Lehrer verfügt über einen eigenen Klassenraum, den er nicht verlässt. Die Schüler wechseln nach jeder Unterrichtseinheit in das Klassenzimmer des jeweiligen Lehrers. Die Unterrichtsstunden dauern 60 Minuten. Darüber hinaus ist die französische Schule eine Ganztagsschule, die um 17.00 endet. Nur der Mittwochnachmittag ist schulfrei.

Der tägliche Mensabesuch ist daher unumgänglich. Das Essensangebot in der Mensa ist eines französischen Restaurants würdig, denn man wählt zwischen mehreren Vor-, Haupt- und Nachspeisen aus, die sehr ansprechend dargeboten werden. Eine weitere Besonderheit ist die Trennung von Kirche und Staat in Frankreich. Das Kreuz findet man ebenso wenig an den Schulen wie Symbole anderer Religionen. Das Fach Religionslehre gibt es aus diesem Grund auch nicht. Die religiöse Erziehung findet im Elternhaus, bzw. in den Pfarreien statt. An der Schule wird jedoch für alle Jugendlichen Ethik oder Philosophie gelehrt.

Weltmetropole Paris

Der Höhepunkt der Woche aber war die Fahrt in die Metropole Paris. Der atemberaubende Blick über Paris vom Montmartre aus, das Fotoshooting vor dem Eiffelturm oder die Fahrt auf der Seine, vorbei an den Sehenswürdigkeiten werden unvergesslich bleiben. Beim Abschiedsabend, den die deutschen Schülerinnen und Schüler aus Dank für die Gastfreundschaft und die Herzlichkeit der Gasteltern gestalteten, traf bayerische Lebensart auf französische Lebenskunst: in bayerischer Tracht , mit der Sternpolka und französischem Essen und Trinken feierten Lehrer, Eltern und Schüler ausgelassen – und schmiedeten Pläne für den Schüleraustausch 2024.

Ein Resumee

„Das Gymnasium Zwiesel hat gerade mit Frankreich eine lange Austauschtradition. Nach Jahren des Stillstands bzw. des digitalen Austausches erleben wir jetzt eine Renaissance des tatsächlich erlebbaren Schüleraustausches, der durch nichts zu ersetzen ist. Ein Schüleraustausch ermöglicht es den Schülern, einzutauchen in eine andere Kultur, Vorurteile abzubauen, den eigenen Horizont zu erweitern, sprachliche Vorteile zu erlangen, Lebenserfahrungen zu machen und zu erkennen, dass links und rechts vom Rhein Menschen leben mit den gleichen Freuden und Sorgen. Die jungen Leute gewinnen Weltoffenheit, Toleranz und Respekt – Werte, die in einem vereinten Europa unerlässlich sind. Wir hoffen auf viele Wiederholungen!“ (Ulrike Kammerer, Organisatorin des Austausches).

(Ulrike Kammerer)