9. Klassen des Gymnasiums Zwiesel besuchen die KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Bereits als sich die beiden Busse mit den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Zwiesel durch die österreichische Marktgemeinde Mauthausen und schließlich die steile Straße hoch zum ehemaligen Konzentrationslager bewegen, wird den Neuntklässlern bewusst: der Besuch einer Gedenkstätte für Opfer des Nationalsozialismus bedeutet eine gänzlich andere Art der Begegnung mit Geschichte als es im gängigen Unterrichtsalltag der Fall ist.

Geschichte als Mahnung

Die Themen „Nationalsozialismus“ und „Holocaust“ sind im Lehrplan für die 9. Jahrgangsstufe zwar nicht nur im Fach Geschichte zentral verortet und werden auf vielfältige Art und Weise behandelt. Da jedoch das Erleben eines solchen historischen Ortes noch ganz andere Möglichkeiten der geschichtlichen Erfahrung bietet als der klassische Unterricht im Klassenzimmer, ist im Lehrplan auch eine Exkursion zu einer KZ-Gedenkstätte vorgesehen.

Die rund zweistündigen Führungen, in denen die Schülerinnen und Schüler nach ihrer Ankunft in Kleingruppen das gesamte Gelände besichtigen konnten, war von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gedenkstätte auch äußerst treffend auf die Informationsbedürfnisse der Klassen abgestimmt. So gaben sie jederzeit genügend Raum für Rückfragen und regten mit Hilfe von Originalaufnahmen oder Zitaten zu Gesprächen an. Besonders berührend etwa das Zitat: „Manchmal haben sie dich viel geschlagen, manchmal wenig. Aber geschlagen haben sie dich jeden Tag.“ (Michael Horvath, Zeitzeuge und Überlebender des KZ Mauthausen)

Raum für eigenes Nachdenken

Vor allem ermöglichten die Mitarbeiter der Gedenkstätte an geeigneten Stellen kurze eigene Erkundungen, um jedem Schüler und jeder Schülerin einen individuellen Zugang zu besonders berührenden Räumen oder Zeugnissen der Erinnerung zu gestatten.

Die Eindrücke, die der Besuch des KZ-Memorials bei den neunten Klassen hinterlassen hat, sowie die Emotionen, die einzelne Orte im Lager ausgelöst haben, hielten die Schülerinnen und Schüler bei der Nachbesprechung der Exkursion in kleinen persönlichen Kommentaren fest.

Benennung des Unfassbaren

Besonders berührt hat uns der „Raum der Namen“. Nur mit Zahlen allein kann man sich die Menge der in Mauthausen ermordeten Menschen gar nicht vorstellen. Wenn man aber diesen Raum betritt, wird man regelrecht überwältigt von den ganzen Namen, dir dort in kleiner, hell erleuchteter Schrift über die großen, dunklen Flächen verteilt stehen. Außerdem gibt es in diesem Raum drei dicke Bücher voller Namen von den Menschen, die hier alle gelitten haben.

Auch die Treppe am Steinbruch hat uns bestürzt. Wenn man sich vorstellt, dass tausende von Menschen unter den Schlägen der SS diese Treppe, mit schweren Steinen beladen, hinaufsteigen mussten und dann auch noch Schläge bekommen haben, wenn es nicht schnell genug ging, dann wird einem so richtig bewusst, wie menschenunwürdig die Behandlung war.

Madgalena Kern, Charlotte Schreiner, 9b

Gerade die Baracken waren erschütternd, da man sich ein Bild davon machen konnte, wie die Menschen hier aneinander gepfercht liegen mussten, unter schlimmen hygienischen Umständen, ohne jegliche Privatsphäre.

Hanna Kufner, Lena Schleicher, 9b

Ganz besonders in Erinnerung blieben mir die vielen Gedenktafeln für die Opfer aus aller Welt: der Sowjetunion, Frankreich, Spanien usw. Während man die Texte auf diesen Tafeln las, bekam man einen guten Eindruck davon, wie Menschen mit unterschiedlicher ethnischer Herkunft willkürlich verschleppt wurden. Meine Vorstellung vom Ausmaß des Genozids hat sich so noch einmal gehörig erweitert.

Josef Pledl, 9b.

                                                                                                                                                                         (Silvia Kern)