Das Gymnasium Zwiesel verabschiedet vier Lehrer-Institutionen

Man kann wahrlich von einer Ära sprechen, die hier zu Ende geht: Vier Lehrkräfte des Gymnasiums Zwiesel, die zu Institutionen geworden sind, die zusammen über 125 Jahre ganze Generationen von Schülerinnen und Schülern geprägt haben, verabschieden sich mit diesem Schuljahr in den Ruhestand. Jeder und jede von ihnen wird fehlen an der Schule, denn sie alle sind Persönlichkeiten mit ganz besonderen Charakteren, Begabungen, Besonderheiten und mit ganz unterschiedlicher Fakultas: OStRin Eva Maria Bauer mit der Fächerkombination Sport/katholische Religionslehre, OStRin Michaela Maderer mit Deutsch/Latein, StDin Franziska Reitberger-Striegel mit der Kombination Biologie/Chemie und StD Josef Ruder als Mathematiker und Geograph.

Alle haben Sie vor mehr als 30 Jahren ihr Studium begonnen, sich ihren Leidenschaften gewidmet und diese ein ganzes Lehrerleben lang an ihre Schülerinnen und Schüler mit Schwung, Elan und allen Zeitläuften zum Trotz weitergegeben.

Oberstudienrätin Eva-Maria Bauer ist eine echte „Eingeborene“, eine Zwieslerin, deren größte Leidenschaft dem Sport gehört und die ihre vielfältigen Begabungen hierin bestens in ihrer Lehrerlaufbahn zum Ausdruck bringen konnte. Sie ist staatlich geprüfte Skilehrerin, war Ausbilderin in der staatlichen Lehrerfortbildung sowie Mitglied in der Bayerischen Lehrmannschaft der Schulen im Alpinen Skilauf und errang sogar einen Weltmeistertitel in der Kombination Ski/Tennis. Hier erkennt man gleich eine ihrer weiteren Begabungen im weißen Sport und Eva Maria Bauer schaffte es, ganze Schülergenerationen für diese Sportarten zu begeistern, wovon zahlreiche Siege der Schulmannschaften des Gymnasiums Zwiesel beim Landesfinale Ski alpin zeugen. Daneben aber lag ein besonderes Augenmerk in OStRin Bauers Engagement vor allem auch auf dem sozialen Bereich: Für besonderer Leistungen im Sinne einer innovativen und qualitativ hochwertigen Erweiterung des Zwieseler Schulprofils erhielt sie besondere Würdigung für die Organisation der sozialen Schulpraktika sowie der Initiierung und Leitung des Schulprojektes „Dumelang.e.V.“ – einer nachhaltigen und langfristigen Südafrika-Hilfe. So war Eva Maria Bauer ihren Schülerinnen und Schülern stets auch ein Vorbild in der Werteerziehung und Charakterbildung.

Oberstudienrätin Michaela Maderer, eine geborene Oberpfälzerin, entdeckte früh ihre Leidenschaft für die Literatur, die Musik und auch für die alten Sprachen. Deutsch und Latein waren ihre Fächer und sie schaffte es, die Faszination der literarischen Welt an ihre Schülerinnen und Schüler weiterzugeben. „Sehr schön zu unterrichten waren auch die Latein-Leistungskurse, vor allem die Philosophie-Semester, weil man bemerkt, dass sich die Menschheit auch vor 2000 Jahren mit denselben Problemen und Fragen wie wir Heutigen herumschlug:  Sinn des Lebens, Freundschaft, Zeitmangel u.v.m. Sehr gern war ich auch in den Latein-Anfängerklassen, weil man den Kindern wirklich etwas Neues beibringen kann.“, so formuliert es Frau Maderer.

Ausgestattet mit einem sehr feinen und zuverlässigen Kompass für die Einschätzung von Situationen hat sich OStRin Maderer als Vorsitzende des Personalrates konsequent und nachdrücklich für die Belange und Interessen ihrer Kolleginnen und Kollegen eingesetzt, ohne dabei das rechte Maß zu verlieren. Für die Schulleitung war sie daher eine äußerst geschätzte Gesprächspartnerin.

Auch Studiendirektorin Franziska Reitberger-Striegel ist eine echte „Waldlerin“, geboren in Falkenstein in der Nähe von Rinchnach, was wohl ein wenig ihre Liebe zur Natur und ihre Leidenschaft für die Naturwissenschaften erklären mag. Viele Schülergenerationen kannten und schätzten Franziska Reitberger-Striegel, die im weißen Kittel der Chemie oder im Biologielehrsaal in ihrer ruhigen, sorgfältigen und stets wertschätzenden Art die Geheimnisse der Natur erhellte und den Schülerinnen und Schülern nahebrachte. Ein wichtiges Anliegen war es ihr stets, jungen Menschen die Augen für die Natur zu öffnen und ihnen bewusst zu machen, dass sie selber ein Teil der Natur sind, mit der man verantwortungsbewusst umgehen muss. Eine zentrale Rolle in ihrem Unterricht nahm auch das wissenschaftliche Experiment ein.  Neugierde, Kreativität und Forschergeist bei den Schülern zu wecken, war Frau Reitberger-Striegel ein wichtiges Ziel.

Als Fachschaftsleiterin setzte sie wegweisende Impulse, betreute und begleitete mit ihrem großen Wissens- und Erfahrungsschatz Generationen von Praktikanten und Referendaren und entwarf- neben dem Einsatz für ihre Unterrichtsfächer – auch über viele Jahre lang zusammen mit ihrem Mann den Stundenplan, worin sie stets einen erheblichen Teil der Sommerferien investiert hat.

Der längstgediente in der Riege der künftigen Pensionisten ist Studiendirektor Josef Ruder, ein Zwieseler Urgestein, der 39 Jahre seines Lebens im Schuldienst mit den Fächern Mathematik und Geographie verbrachte. Und das stets mit Witz, einem Augenzwinkern, großem Verständnis und Einfühlungsvermögen für seine Schüler.  Josef Ruder ist ein Multitasker, der an seinem Gymnasium Zwiesel die vielfältigsten Aufgaben vom Koordinator der Verkehrserziehung über die Betreuung und Förderung mathematischer Talente und Betreuung von Wettbewerben bis hin zum Mitglied bei der Schulkontorevision übernahm. 16 Jahre lang oblag ihm die alleinige Verwaltung der lehrmittelfreien Bücherei, er war Mitglied im Schulforum wie auch im Personalrat und im Disziplinarausschuss.

Als Fachbetreuer für Mathematik leistete StD Josef Ruder über zehn Jahre lang einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung seines Faches und wechselte schließlich in die Funktion des Mittelstufenbetreuers. „Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und die Verfolgung von deren Entwicklung ist sehr erfüllend und macht auch sehr glücklich, wenn man deren Metamorphose vom Kind zum jungen Erwachsenen über Jahre hinweg begleiten darf“, so formuliert der erfahrene Pädagoge. Im Vordergrund stand dabei für ihn nicht nur die Wissensvermittlung, sondern auch das Verständnis und die Wertschätzung jedes Einzelnen.

All diese erfahrenen und besonderen Pädagogen werden der Schulfamilie fehlen und die Schulleitung mit Kollegium drückte im Rahmen der Lehrerkonferenz ihren größten Dank für die leidenschaftliche Arbeit der vier zur Institution gewordenen Lehrkräfte aus, verbunden mit der höchsten Wertschätzung sowie dem Wunsch nach einer erfüllten Zeit in den nunmehr immerwährenden Ferien!

Im Rahmen einer kleinen privaten Feier – ganz im Rahmen der geltenden Hygienemaßnahmen – zeigten verschiedene Einlagen und musikalische Darbietungen, wie eng verbunden sich das gesamte Kollegium des Gymnasiums mit den scheidenden Lehrkräften fühlt, wie schmerzlich man sie vermissen wird und wie willkommen sie alle jederzeit an ihrer alten Schule sein werden!

(Martina Kuchler)