Besuch der KZ-Gedenkstätten Dachau und Mauthausen

Die Ideologie des Nationalsozialismus und deren fatale Folgen bilden Schwerpunkte im Lehrplan verschiedener Fächer der Mittelstufe des Gymnasiums, und da es nun die niedrigen Corona-Inzidenzen endlich zuließen, konnten sich die Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen letzte Woche im Rahmen des Geschichts- und Religionsunterrichts zusammen mit ihren Lehrkräften aufmachen, um die KZ-Gedenkstätten Dachau und Mauthausen zu besuchen.

„Was mir besonders in Erinnerung geblieben ist, sind die tatsächlichen Zahlen, die uns mitgeteilt wurden. Ich wusste, dass viele ihr Leben dort verloren haben, was mich aber schockiert hat, waren die vielen Namen, die im Keller aufgelistet sind. Als uns auch noch gesagt wurde, wie jung die Opfer teilweise waren, war ich fassungslos.“

Diese und ähnliche Aussagen trafen die Schülerinnen und Schüler nach der Exkursion zu den KZ-Gedenkstätten in Mauthausen und Dachau – eine Exkursion, die anders ist als alle anderen Fahrten, die im Rahmen von Schulveranstaltungen unternommen werden: Man kehrt demütig und zutiefst berührt von den Eindrücken dieser Veranstaltung nach Hause zurück.

Morgens um acht Uhr machten sich die 9. Klassen auf den Weg nach Dachau, die 10. Klassen starteten ins österreichische Mauthausen, um dort die KZ-Gedenkstätten zu besuchen. Hier bekamen die Gymnasiasten einen vertieften Einblick in das Leben eines Häftlings der Nationalsozialistischen Diktatur und in den Alltag eines Konzentrationslagers.

In sehr anschaulichen und eindringlich gestalteten Führungen über das Gelände erfuhren die Schülerinnen und Schüler sichtlich ergriffen, welche Gruppierungen fürchten mussten, inhaftiert zu werden, wie das Leben in einer Baracke ausgesehen hat und wie sich der Gang eines neu ankommenden Häftlings – gerade in Dachau auch angesichts des zynischen Spruchs „Arbeit macht frei“ am Eingangstor – angefühlt haben muss.

In Dachau wurde am 22. März 1933, nur wenige Wochen nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, ein Konzentrationslager für politische Häftlinge eingerichtet. Es diente als Modell für alle späteren Lager dieser Art und als „Schule der Gewalt“ für die SS, unter deren Herrschaft es stand. Während der zwölf Jahre, in denen es bestand, waren hier und in den Außenlagern des KZs Dachau über 200.000 Personen aus ganz Europa, die aus politischen, rassistischen oder biologischen Gründen verfolgt wurden, inhaftiert – etwa 40.000 Opfer fanden hier ihren grausamen Tod.

Fünf Monate nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, am 8. August 1938, trafen die ersten Häftlinge zutiefst verängstigt und mit ungewisser Zukunft im Konzentrationslager Mauthausen ein. Dort und in seinen heute bekannten 49 Nebenlagern wurden bis 1945 ebenfalls etwa 200.000 Menschen unterschiedlichster Nationalität und Herkunft inhaftiert. Schätzungen gehen von etwa 100.000 Menschen aus, die in diesem Konzentrationslager, sei es durch Exekution oder durch planmäßige Minderversorgung an Lebensmitteln bei gleichzeitiger Schwerstarbeit, von der SS ermordet wurden.

Im Rahmen der Führungen am jeweiligen Gedenkort beschlich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion gerade im Krematorium und der Gaskammer ein sehr beklemmendes und bedrückendes Gefühl, empfand man doch eine extreme innere Abwehrhaltung sowie eine imaginäre Sperre und wollte die Schwelle zu den Desinfektionskammern und zur Gaskammer nicht übertreten: „Besonders schockierend waren die offenen Öfen und die Gaskammer. Der Gedanke an die damaligen Geschehnisse in diesen Räumen macht einen traurig und hinterlässt tiefe Spuren. Berührend war der Raum, in welchem die Namen der Opfer niedergeschrieben sind, und all die Bilder eben jener.“, notiert eine Schülerin der 10. Klasse.

Schüler und Lehrer waren sich nach der Besichtigung des jeweiligen Lagerkomplexes einig, dass die  Erinnerung an die unvorstellbar grausamen Taten der Nationalsozialisten nirgendwo beklemmender erlebt werden kann als in einem Konzentrationslager selbst. Und alle konnten nun das bekannte Diktum verstehen: Diese Geschichte darf sich nie wieder wiederholen!

(Claudia Hundsrucker)