Am Gymnasium Zwiesel geht die Fachschaft Spanisch ungewöhnliche Wege, um die Schüler im Distanzunterricht zu unterstützen.

Trister Alltag

Der Alltag eines Schülers sieht momentan sehr eintönig aus. Frühmorgens den Online-Stundenplan checken, die Übersicht über Videokonferenzen und Arbeitsaufträge im Blick behalten, digitaler Startschuss um 7.35 Uhr – („hmmm, mal überlegen, wenn ich die Kamera auslasse, geht noch ein Kaffee…“), Abarbeiten der Aufträge, Erstellen von Podcasts, Portfolios und anderen Projekten als Leistungsnachweise… Vieles gilt es einfach abzuarbeiten, alleine zu Hause am Schreibtisch, ohne den Mitschüler nebenan, ohne die besten Freunde zum Ratschen in der Pause.

Wunsch nach Gemeinschaft

Für einzelne Unterrichtsfächer stellen sich hierbei unterschiedliche Herausforderungen. Im Fremdsprachenunterricht ist es definitiv das Sprechen, das als zentrale Kompetenz in Videokonferenzen nicht so natürlich wie im Präsenzunterricht gefördert werden kann. Die Schüler können zwar in Kleingruppen in sogenannten Break-Out-Rooms über Themen diskutieren und Arbeitsaufträge in Gruppen erledigen, es fehlt jedoch der direkte soziale Kontakt. Zudem zentriert sich der Distanzunterricht stark auf die rein inhaltliche Vermittlung, um den Schülern das Wichtigste unbedingt mitzugeben, bevor wieder unvorhergesehene Veränderungen der Unterrichtssituation eintreten. Was zu kurz kommt, ist jedoch das, was einem von der Schulzeit oft am stärksten im Gedächtnis bleibt: die gemeinsamen Zeiten, Feste, Fahrten und Veranstaltungen.

Sehnsucht nach Spanien

Besonders die Fachschaft Spanisch trifft dies im Moment hart. Der 2020 erstmals abgehaltene Austausch mit Pizarra bei Málaga in Spanien konnte nur zur Hälfte durchgeführt werden. Die spanischen Schüler konnten gerade noch schöne Tage in Zwiesel verbringen, während der Gegenbesuch pandemiebedingt abgesagt werden musste. Auch die alljährliche Fiesta, bei der alle Spanischklassen ihr Können unter Beweis stellen und bei spanischem Essen und Musik gemeinsam feiern, fällt schon zum zweiten Mal wegen COVID-19 aus. Alle Planungen liegen auf Eis  – besonders die Schüler, die auf erlebnisreiche Tage in Spanien gehofft haben, sind enttäuscht. Gemessen an Krankheits- und Todesfällen sind dies natürlich nur kleine Sorgen, jedoch lasten sie dennoch auf den Jugendlichen.

Die Lösung: Tertulia Virtual

Um den Schülern zu zeigen, dass es auch jetzt noch mehr gibt als Lernplattformen, Online-Übungen und Powerpoint-Präsentationen, rief die Fachschaft Spanisch um Fachschaftsleitung Magdalena Loibl die Tertulia Virtual ins Leben. Jahrgangsübergreifend können sich hierbei interessierte Spanischschüler alle 14 Tage abends zu einem virtuellen Stammtisch treffen, der der spanischen Sprache und Kultur gewidmet ist. Während beim ersten Treffen noch über Hobbies und Vorlieben geredet wurde, folgte beim zweiten Treffen am Faschingsdienstag ein Highlight. Gemeinsam mit ihrer Spanischlehrkraft bereiteten die Schüler, zwar jeder einzeln, aber dann doch gemeinsam zur gleichen Zeit eine spanische Paella zu.

Die Koch-Challenge

Frau Loibl hatte den Schülern zuvor über die Lernplattform eine spanische Einkaufsliste zukommen lassen. So war schon der Anfang der Video-Koch-Konferenz spannend – sind die richtigen Zutaten im Einkaufskorb gelandet? Nachdem dies sichergestellt wurde, ging es ans Schnippeln und Köcheln. Teilweise unterstützt durch Helfer aus der Familie ergaben sich ganz lustige Szenen, die Schüler mussten die spanischen Anweisungen der Lehrkraft ihren Gehilfen übersetzen und dabei stets die köchelnde Masse im Blick behalten. Nach ein bisschen mehr als einer Stunde konnten sich dann alle zufrieden gemeinsam mit ihren Familien an den Tisch setzen, und zwar nicht gemeinsam mit den Mitschülern, aber zumindest zur gleichen Zeit ein bisschen spanische Lebenskultur probieren. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass auch Corona einmal ein Ende hat und man bald gemeinsam wieder solche Schulerinnerungen erleben kann.

(Magdalena Loibl)