Herausforderung Leseförderung im digitalen Zeitalter

YouTube, Tikok und Instagram sind die Medien, die Kinder schon im jungen Alter in ihrem Alltag begleiten. Aber die negativen Auswirkungen zeigen sich immer mehr in den Ergebnissen von Bildungstudien, die feststellen, dass die Lesekompetenz der Kinder und Jugendlichen immer mehr abnimmt. Am Gymnasium Zwiesel macht man sich schon lange darüber Gedanken, wie man dieser Entwicklung entgegenwirken kann, und nun hat man beschlossen, bewährte Maßnahmen zur Leseförderung mit innovativen Ideen zu verknüpfen, um die Lesebegeisterung wieder neu zu entfachen.

 Wie jedes Jahr fand zu Beginn der Vorweihnachtszeit der Vorlesewettbewerb statt, an dem sich alle Sechstklässler beteiligten. Wochenlang wurde in Pausen und vor Eltern, Geschwistern und Haustieren das Lesen geübt, um einen Ausschnitt aus einem Jugendbuch nicht nur möglichst fehlerlos, sondern auch fesselnd vor Publikum vorzutragen. In der ersten Runde konnten sich Katharina Müller (6a), Niklas Gürster (6b), Benedikt Süß (6c) und Eliska Radovska (6d) gegen die Klassenkameraden durchsetzen. Im Finale der Klassensieger, das letzte Woche vor märchenhafter Kulisse im Theaterraum der Schule stattfand, wurde letztlich Katharina Müller zur besten Vorleserin gekürt. Sie konnte sich mit Ihrer Interpretation aus „Fabelheim“ von Brandon Mull knapp gegen ihre Mitbewerber aus den Parallelklassen durchsetzen und wird in der nächsten Runde des Wettbewerbs gegen die Sieger der anderen Schulen des Landkreises antreten.

 Der schulinterne Wettbewerb ist allerdings nur der Auftakt der vorweihnachtlichen Vorlesezeit am Gymnasium. Denn in den Wochen vor Weihnachten strömen die Kinder der Unterstufe immer in der großen Pause in den Meditationsraum, wo ihnen Adventsgeschichten vorgelesen werden. Jeden Tag ist es dabei eine kleine Überraschung, welcher Lehrer welche Geschichte vorträgt – quasi ein literarischer Überraschungs-Adventskalender. 

 In den Jahren zuvor fand das traditionelle Adventslesen noch in der Bibliothek statt, doch hier wird im Moment umgeräumt, um den Ort in einen offenen und hellen Lese- und Lernraum zu verwandeln. Viele Regale mussten weichen und alte Schmöker, die jahrelang niemand mehr in die Hand genommen hatte, wurden aussortiert, um Platz zu schaffen für das neue Konzept, bei dem es nicht mehr nur darum geht, möglichst viele Bücher aufzubewahren. Frau OstRin Silvia Kern, die Leiterin der Bibliothek, erklärt: „Dieser Raum soll ein gemütlicher Rückzugsort werden, an dem man nicht nur still lesen, sondern auch gemeinsam lernen und sich wohlfühlen kann.“ Bei dieser Mammutaufgabe helfen bei Gelegenheit auch die engagierten Schüler des Wahlkurses Schulbibliothek mit, und so manches Buch, das aussortiert wird, findet doch noch einen neuen Besitzer. Andere Wälzer werden von den Oberstufenschülern in ihren Kunstkursen ganz nachhaltig zu Kunstobjekt oder stilvollen Collagen „upgecycelt“, und sind in der neuen Studienbibliothek als Deko zu bewundern.

 Weniger Bücher in Print heißt aber nicht automatisch weniger Lesestoff. Vielmehr steht den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums seit Beginn des neuen Schuljahrs ein besonders attraktives digitales Angebot zu Verfügung: der Zugang zur e-Bibliothek „Onleihe“, einer Plattform für eBooks, Hörbücher, Zeitschriften und Tageszeitungen, die rund um die Uhr per App oder am Computer ausgeliehen werden können. Ermöglicht werden konnte diese Anschaffung in Kooperation mit der Stadtbücherei Zwiesel. Neben unterrichtlichen Zwecken soll der nahezu unerschöpfliche Fundus der in der Onleihe erhältlichen Bücher jedoch vor allem der Förderung der Freude am Lesen dienen. Dazu Frau Kern, die mit ihren Kollegen die Onleihe in den Klassen eingeführt hat: „Ob Sachbücher, fremdsprachige Zeitschriften oder schöne Literatur – einfach stöbern, ausleihen und loslesen!“

(Silvia Kern und Silke Vacek)