60 Jahre Abitur am Gymnasium Zwiesel
1961 wurden die ersten Reifezeugnisse verliehen
Ja, wir gehörten zu den Ersten, die 1961 an Zwiesels höherer Lehranstalt, die damals noch Oberrealschule hieß, ihre Reifeprüfung ablegten und sich damit die Türen für viele Traumberufe öffnen konnten.
Hätte sich Zwiesels damaliger Bürgermeister Josef Dötsch nicht so vehement und hartnäckig eingesetzt, dass die vom Ministerium ursprünglich nur als sechsklassig konzipierte Schule dann doch um die Oberstufe bis zur neunten Jahrgangsstufe erweitert worden ist, wären die Wege zu einem Studium verschlossen geblieben. So aber konnten die ersten Abiturprüfungen an Zwiesels Oberrealschule vom 12. bis zum 19. Juni 1961 stattfinden.
Ein ganz besonderer Bildungsweg
Wir waren 1952 mit 108 Schülern in zwei Klasse gestartet, in der sechsten Klasse, mit der die Mittlere Reife erreicht war, waren wir noch 48 und zum Abitur in der neunten Klasse sind dann noch 26 Schüler angetreten.
Die erste Abiturfeier, die am 19. Juli 1961 in der in eine Aula verwandelten Turnhalle (sie steht heute nicht mehr) stattfand, wurde recht feierlich gestaltet und vom Schulorchester mit Schulchor umrahmt. In seiner Ansprache ging der Gründungs-Schulchef und langjährige Schuldirektor Paul Prähauser auf die Herausforderungen der neun Schuljahre ein, sowohl Wissen und Können zu vermitteln, aber auch Persönlichkeiten zu bilden. Er hob die Bedeutung dieses Tages hervor und schloss mit einem Satz von besonderer Tragweite: „Zum ersten Mal gehen nun Abiturienten aus Zwiesel über die Hochschulen hinaus in das Berufsleben. Der Grundstein für eine Generation von Menschen aus dem Waldland in maßgeblichen Stellungen und einflussreichen Berufen ist damit gelegt.“
Der Weg in eine erfolgreiche Zukunft
Der Abiturient Peter Kobbe hielt eine geschliffene Abitur-Rede. Er sprach die Höhen und Tiefen der vergangenen Schuljahre an, er dankte den Eltern und Lehrern und schloss mit dem Günter-Eich Zitat: „Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt.“ Er erhielt von seinen Mitschülern donnernden Applaus für seine Rede.
Aus den Händen von Oberstudiendirektor Paul Prähauser erhielten wir dann, begleitet vom Beifall der Anwesenden, unsere Reifezeugnisse überreicht. Zu diesen ersten Abiturienten gehörten neben mir, Karl Stangl, noch die Zwieseler Volker Anders, Franz Buha, Olga Müller und Irmgard Ziora; aus Regen Rainer Erben, Gertraud Sandner, Hartmut Schiller und Robert Wisbauer; aus Brandten Gudrun Löser; aus Bodenmais Peter Kobbe; aus Rinchnach Marlene Fuchs, aus Bayer.Eisenstein Milan Grasblum; aus Frauenau Helmut Koller und Rüdiger Vanino; aus Spiegelau Peter Enzmann, Günther Fürch, Fritz Gackstatter und Gerhard Weber; aus Grafenau Guntram Dürrschmidt und Herbert Lenhard.
Obwohl wir uns in Feierlaune befanden, weilten unsere Gedanken aber auch beim Klassenkameraden Karl Klostermann aus Zwiesel, der infolge eines unverschuldet erlittenen schweren Unfalls nicht anwesend sein und erst zu Beginn des neuen Schuljahres sein Reifezeugnis erhalten konnte.
Die Berufswünsche der ersten Zwieseler Abiturienten waren: Volksschullehrer (6), Lehrer an höheren Schulen (3), Katholischer Theologie (1), Germanist (1), Naturwissenschaftler (3), Mediziner (5), Pharmazeut (1), Ingenieur (2) und Architekt(1).
Diese ersten Abiturienten an Zwiesels damaliger Oberrealschule konnten ihre Traumberufe erfolgreich erreichen und erhielten mit dem Abitur in ihrer Heimatregion eine solide Basis für ihre Lebensziele.
Karl Stangl