Ein musikalischer Wurf mit Geige und Guinness-Feeling
Konzert mit „Martin’s Irish Project“ am Samstag, 31.05.2025 – Aula des Gymnasiums Zwiesel
Nach dem furiosen Auftakt der „Back to school“-Konzertreihe mit dem Wandelkonzert am vergangenen Mittwochabend folgte am Wochenende der zweite Paukenschlag.
Am Samstagabend um 19:30 Uhr verwandelte sich die ehrwürdige Aula des Gymnasiums Zwiesel erneut in einen musikalischen Schmelztiegel – oder besser gesagt: in ein irisch-bayerisches Klanglabor mit leichtem Stromschlag. Denn das zweite Konzert der Ehemaligen-Reihe hatte es in sich.
Nach dem stimmungsvollen Wandelkonzert am Mittwoch zuvor (von Raum zu Raum, von Stil zu Stil – ganz ohne Wanderschuhe) und vor dem bevorstehenden krönenden Abschluss mit den „Äff-tam-tam-Musikanten“ am Sonntag, legte „Martin’s Irish, Jazzy and Psychedelic Project“ am Samstag einen musikalischen Zwischenstopp ein – und was für einen.
Ein irischer Abend – mit bayerischem Beigeschmack
Schulleiter Martin Huber begrüßte das Publikum gewohnt souverän – obwohl er sich vermutlich fragte, ob seine Aula nach diesem Konzert je wieder geordnet aussehen würde. Denn kaum hatten Martin Schmidt und Sebastian Schneider die Bühne betreten, war diese mehr Kabel- als Bodenfläche. Mancher Zuschauer fragte sich, ob man hier ein Konzert oder ein Improvisations-Training für Stromausfälle erleben würde. Doch das furiose Irish-Projekt meisterte dieses kreative Chaos in unglaublicher Weise: Moderiert und geleitet vom vielseitigen Tausendsassa Martin Schmidt, der sich zuweilen nicht entscheiden konnte, welches Instrument er als Nächstes spielen wollte – Geige? Gitarre? Klavier? Oder doch einfach alles gleichzeitig? Als er dann auch noch sang, wusste man: Dieser Mann hat mindestens drei Gehirnhälften.
Begleitet wurde er von einer illustren Mischung aus exzellenten Musikern:
Von seinem legendären Vater Josef „Bepp“ Schmidt, der zwischen Klassik, Volksmusik und trockenem Humor pendelte wie ein musikalisches Metronom. Von Sebastian Schneider, Schüler der 10. Klasse des Gymnasiums Viechtach, der auf seinen Gitarren (es waren viele) zeigte, dass man Bluesrock auch mit irischer Seele spielen kann – und das sogar, ohne dabei das Stromnetz der Schule lahmzulegen. Von Michael Thurnbauer am Schlagzeug – der lebende Taktstock mit Rhythmus im kleinen Finger. Und schließlich Armin Weinfurter, dessen Geige sowohl bayerisch tänzeln als auch dramatisch klagen konnte – manchmal sogar gleichzeitig.
Von Fiddlestücken, Kabeln und familiären Streichen
Die Musik: ein elektrisierender Mix aus irischer Tradition, angereichert mit Jazz, Bluesrock, psychedelischen Eskapaden und der einen oder anderen bayerischen Schlenkerpolka im Unterton.
Manchmal war man sich nicht sicher, ob man sich in einem Dubliner Pub, auf einem Woodstock-Nachfolgekongress oder doch in der Zwieseler Schulband-Generalprobe der Zukunft befand.
Besonders für Lacher sorgte eine Szene mit einer absichtlich verstimmten Geige, die „Bepp“ Schmidt von seinem eigenen Sohn untergejubelt bekam – ein klassischer Fall von filius interruptus. Auf die Frage des Vaters, ob es wenigstens Noten dazu gebe, kam vom Sohnemann die lapidare Antwort: „Na.“ – Minimalismus in Reinform.
Kulinarik, Kabel und Kultur
Für die leibliche Versorgung sorgte an diesem Abend nicht etwa ein Catering-Profi, sondern das Kollegium höchstpersönlich. Der Eintritt war frei, dafür wurde für einen guten Zweck gesammelt: Spenden zugunsten der Inneneinrichtung der Schule. Wenn also bald neue Sofas, Stühle oder Notenständer auftauchen – bitte nicht wundern.
Standing Ovations mit Bodenhaftung
Am Ende des Konzerts: Begeisterungsstürme. Und das völlig zu Recht. Die Aula bebte – ob vor Applaus oder wegen eines lockeren Stromkabels, ließ sich nicht genau sagen.
Sicher ist: Dieses Konzert war nicht nur ein musikalischer Leckerbissen, sondern auch ein Beweis dafür, dass Musik, Humor und ein bisschen Chaos manchmal die besten Lehrmeister sind – ganz im Sinne des „Back-to-School“-Mottos.
Fazit:„Martin’s Irish Project“? Eher ein interkulturelles Abenteuer mit Geigen, Gitarren, einem Vater-Sohn-Streich und musikalischem Wahnsinn im besten Sinne. Die Schule wurde zur Bühne, und das Publikum durfte für einen Abend lang die Schulbank gegen den Barhocker im irischen Pub eintauschen. Sláinte!
(Martina Kuchler)