Gymnasiasten üben Wirtschaftspolitik
Der Umgang mit der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse war ein zentraler Streitpunkt der Ampelkoalition. Angesichts vielfältiger Herausforderungen wird die Fiskalpolitik jedoch auch für die nächste Regierung große Bedeutung einnehmen. Obgleich das Thema wesentlich für das Verständnis der aktuellen politischen Auseinandersetzung ist, fällt eine Thematisierung in der Schule oft nicht leicht.
Reise ins fiktive Land Fontanien
Die wirtschaftswissenschaftliche Klasse der 11. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Zwiesel kam in den Genuss, in einem digitalgestützten Planspiel zur Fiskalpolitik in die Rolle von Politikern unterschiedlicher Parteien zu schlüpfen. Das Thema lautete: „Wer soll das bezahlen? Haushaltspolitik im fiktiven Staat Fontanien.“ Zuvor erfolgte eine Einführung in die Haushaltsgesetzgebung der Bundesrepublik, wobei Grundlegendes zur Entstehung eines Bundeshaushalts und der Arbeit des Bundestags vermittelt wurde.
Von Koalitionen und Diskussionen
Während des Planspiels diskutierten die Schüler zunächst fraktionsintern die Aufstellung des Bundeshaushalts und legten ihre Schwerpunkte fest. Anschließend mussten die Parteimitglieder ihre Standpunkte im Haushalts- und Finanzausschuss behaupten und Koalitionspartner finden. Am Ende des Spiels trafen sich alle Politiker im Parlament und stimmten über den Haushaltsplan ab. Ein wichtiger Punkt war die Finanzierung, denn dabei galt zu klären, ob die Ziele unter Einhaltung der Schuldenbremse umzusetzen oder ob eine Abschaffung bzw. Reform der Schuldenbremse notwendig sind.
Von Konsenssuche und Polittalent
Das Planspiel wurde vom Civic Institut, einem externen Partner aus Düsseldorf, im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit durchgeführt und dauerte einen ganzen Vormittag. Die begleitende Lehrkraft, OStRin Andrea Döringer, die die Klasse in Wirtschaft und Recht unterrichtet, freute sich zu beobachten, wie manche Schüler über sich hinauswuchsen und sich von einer Seite präsentierten, die im Unterricht eher verborgen bleibt. „Wie in der Realität haben die Politiker des Staates Fontanien erfahren, wie außerordentlich schwer es ist, überparteilich Konsens zu finden, da jede Partei für ihre nachvollziehbaren Ziele kämpft.“ Auch die Schüler waren erstaunt und formulierten ihre Erfahrungen in der Reflexion folgendermaßen „Jetzt wundert mich nicht mehr, warum die Politiker immer so lange über bestimmte Themen diskutieren.“
Der Schultag lässt sich besten Gewissens für alle Beteiligten als gewinnbringend zusammenfassen. Ein gelungenes Beispiel dafür, wie Jugendlichen der Alltagsbezug zur Wirtschaftspolitik im Unterricht nahegebracht werden kann.
(Andrea Döringer, Fachschaftsleitung Wirtschaft und Recht)