Stressmanagement, Prüfungsvorbereitung und Umgang mit psychischen Beeinträchtigungen

Die Abschlussklasse des Gymnasiums Zwiesel, die „Q12“, hatte in den letzten Jahren besonders unter den Coronaeinschränkungen zu leiden, vor allem vermissen die Schülerinnen und Schüler die so wichtige Kulturfahrt bzw. Abiturfahrt, die immer ein wichtiges Gemeinschaftserlebnis darstellt. Als kleinen Ersatz dafür genossen die künftigen Abiturienten ein vielschichtiges Programm:
Bereits im Januar waren kulturelle Tagesfahrten nach Passau und Regensburg sowie ein gemeinsamer Wintersporttag organisiert worden, in den Tagen vor den Faschingsferien standen besondere Schultage mit Workshops und Vorträgen zu selbst gewählten thematischen Schwerpunkten auf dem Stundenplan.
Organisiert und koordiniert wurde dieses Alternativprogramm durch die Schulpsychologin des Gymnasiums Zwiesel, StRin Marina Marek, und die Oberstufenkoordinatorin der Q12, StDin Petra Raith.
Am ersten Tag standen die Aufklärung über psychische Krankheiten und die praktische Anwendung des autogenen Trainings auf dem Programm.

Aufklärung über psychische Krankheiten (Frau und Herr Drégelyi)

In Zusammenarbeit mit dem Schülersprecher gelang es StRin Marek, eine interessante Einheit über die Aufklärung über psychische Krankheiten an das Gymnasium Zwiesel zu holen. Die Schülerinnen und Schüler wurden zunächst durch den Film „Grau ist keine Farbe“ (2019) an die Thematik herangeführt. Im Anschluss daran berichtete Herr Drégelyi als geladener Gast und Betroffener über seine katatone Schizophrenie. Begleitet wurde dieser von seine Mutter, die die Sicht der Angehörigen psychischer Kranker einfühlsam vermittelte. Die Zuhörer wurden über die wichtigsten theoretischen Hintergründe sowie die Symptome und Auswirkungen der Erkrankung, aber auch über die allgemeine Entstehung von psychischen Krankheiten aufgeklärt. Herr und Frau Drégelyi war es jedoch besonders wichtig, dass ihr Besuch keinen nüchternen Vortrag darstellte, sondern durch einen aktiven Austausch mit den Oberstufenschülern geprägt war. So wurden Fragen beantwortet, die mit vielen Hintergrundinformationen und Erfahrungsberichten ergänzt wurden.

Entspannung und Selbstfürsorge (Fr. Burghart)

In einem weiteren Workshop standen an diesem Tag die Themen „Entspannung“ und „Selbstfürsorge“ im Mittelpunkt. Angeleitet durch Frau Andrea Burghart erlernten die Schülerinnen und Schüler in einer kurzweiligen Trainingseinheit die Technik der progressiven Muskelrelaxation, eine interessante und empfehlenswerte Entspannungsform, die dabei hilft, gesund durch die Vorbereitungszeit auf das Abitur, das Ende April startet, zu kommen. .

Das Thema Prüfungsvorbereitung stand dann auch im Mittelpunkt des zweiten Tages dieser alternativen Schultage. Um den Schülerinnen und Schülern mehr Sicherheit im Umgang mit stressigen Situationen zu vermitteln und ihnen Tipps zur Selbstmotivation an die Hand zu geben, wurden verschiedene Workshops angeboten.

Stressmanagement und Lernmotivation (Frau Marek)

Dass oftmals das Lernen für die Schule erst gut gelingen kann, wenn andere Bedürfnisse befriedigt sind, wurde anhand der Bedürfnispyramide nach Maslow verdeutlicht. Ein gutes Beispiel hierfür ist der oft reduzierte Schlaf in Lernphasen. Schlaf ist jedoch ein Grundbedürfnis. Ohne diesen kann man sich schlechter um „höhere“ Bedürfnisse wie Wertschätzung und Selbstverwirklichung, zum Beispiel in der Schule, kümmern. Auch gilt: Wer sich unrealistische Ziele setzt, kämpft gegen Frustration und mit der eigenen Motivation, weiter für seine Ziele zu arbeiten. Strategien im Kampf gegen „den inneren Schweinehund“ wurden in verschiedener Form verdeutlicht: Eine sich selbst in Aussicht gestellte Belohnung, die Vorstellung des Gefühls der Erleichterung nach Erledigung einer Aufgabe, das Aufstellen von Tagesplänen und Langzeitplänen, um Struktur in den großen Berg an Arbeit bringen.
Um nicht nur motiviert, sondern auch stressfreier eine Lernphase zu bewältigen, kommt die Work-Life-Balance ins Spiel: Die Notwendigkeit eines stets ganz individuellen Ausgleichs für unseren stressigen Alltag. Man sollte sich auch immer vor Augen führen, dass nicht die Situation als solche stressig ist, sondern die Tatsache, wie man sie bewertet und mit ihr umgeht. Dabei unterstützen ein gesunder Optimismus, soziale Integration, Zugehörigkeitsgefühl und die Möglichkeit eines offenen Gesprächs. Letzteres bietet neben der Familie und Freunden auch die Schule. Als zusätzliche Entspannungstechniken, die man gut in den Alltag einbauen kann, wurden Phantasiereisen und Atemübungen durchgeführt. Yoga und Meditation wurden angesprochen.

Sich mündlich gut präsentieren (Frau Linz & Herr Hartmann)

Im Hinblick auf die mündlichen Abiturprüfungen, das Kolloquium, wurden die Schülerinnen und Schüler zudem von den Kommunikations- und Sprecherziehungswissenschaftlern Frau Linz und Herrn Hartmann aus Regensburg im Workshop „Souverän in mündlichen Prüfungen“ in kleinen Gruppen trainiert.
Ihre dabei erworbenen Kompetenzen konnten die angehenden Abiturienten anschließend auf echte Kolloquiumsprüfungen aus den Vorjahren in verschiedenen Fächern direkt anwenden. Es stand eine breite Fächerauswahl aus den Bereichen Fremdsprachen, Naturwissenschaft und Gesellschaftswissenschaften zur Verfügung. So konnte nach individuellem Bedarf gewählt werden und Lehrkräfte der verschiedenen Oberstufenkurse standen als Ratgeber und bei Fragen zur Verfügung.
Das äußerst positive Feedback der Schülerinnen und Schüler der Oberstufe bestärkt die Schule darin, derartige wichtige Themen und Angebote auch in Zukunft bereitzustellen.

(Marina Marek und Petra Raith)